Donnerstag, 12. Februar 2009

Rundreise Bolivien/Peru

Hey,
wir sind wieder in heimatliche Gefilde zurückgekehrt! Am 15. Januar, vor fast einem Monat, ging unsere Reise los, von der vielleicht schon einige von euch wussten. Das erste Ziel war Bolivien, Santa Cruz de la Sierra, weil wir dort ein Seminar im Rahmen unseres Auslandsjahrs besuchen mussten. Anschliessend hatten wir eine kleine Rundreise durch Bolivien und Peru geplant. Das was wir erlebt und gesehen haben, will ich euch natürlich nicht vorenthalten und deswegen habe ich mich dazu durchgerungen einen kleinen Eintrag, zumindest über das an was ich mich noch erinnern kann, zu schreiben.

15.01 - 18.01
Alles begann am Abend des 15. Januars. Vor uns lag eine ca. 60-stündige Busreise und etliche Kilometer. Um auch ja pünktlich zu Seminarbeginn am Montag, den 26ten, in Santa Cruz zu sein, hatten wir das ganze Wochenende für die Anfahrt eingeplant. Tatsächlich kamen wir auch am Sonntagnachmittag geplättet von der Fahrt, aber unverletzt im Kolpingcenter in Santa Cruz an. Die Anfahrt war echt ein Highlight. Von Wüste (Chile), über Vulkanseen (Grenze zu Bolivien) bis hin zu tropischen Gebieten (nach Santa Cruz) haben wir alle Landschaftsbilder gesehn. Um nach Bolivien zu kommen, mussten wir einen knapp 5000m hohen Pass überqueren, bei dem uns auch leichter Schwindel und Atemnot nicht erspart geblieben sind.




19.01 - 26.01
Zum Seminar selbst, das eine Woche lang dauerte, kann ich nicht sehr viel erzählen, ausser das es megaspass gemacht hat. Wie angenehm es war unter knapp 40 Gleichgesinnten endlich mal wieder nur deutsch zu sprechen, könnt ihr euch vorstellen. Der Erfahrungsaustausch war wirklich super interessant. Wir waren ein bunt gemischter Haufen. Es gab Leute die in Kolumbien, Brasilien, Paraguay, Ecuador, Peru, Bolivien und natürlich Chile ihren Freiwilligendienst verrichten. Nun hatte man auch mal in einer entspannten Atmosphäre die Gelegenheit von den Anderen zu hören wie es ihnen in ihrem Jahr bisher erging, was für einen Job sie erledigen, was für Erfahrungen sie bisher gemacht hatten, ob gute oder schlechte, und was für Zweifel sie plagen.
Wirklich schön war es auch wieder bekannte Gesichter aus dem Vorbereitungsseminar in Köln zu sehen, sowohl Betreuer als auch Freiwillige, mit denen man sich schon vor fast einem Jahr zusammen vorbereitet hatte.
Aber neben der harten Arbeit den ganzen Tag hatten wir natürlich auch entspannte Momente. Einen Tag haben wir beispielsweise einen Ausflug ins Biocentro gemacht. Ein wirklich schöner Ort mit Poolanlagen, Schmetterlingsfarm, Seen, Sportanlagen und Tieren. Zur Mittagszeit konnte man sich an einem wirklich ausgiebigen Buffet sattessen. Es war ein wirklich schöner Tag, bei dem man sehen konnte, wie bitter nötig viele von uns einen solchen hatten.

Ein wenig getrübt wurde unser Seminar von den bevorstehenden Verfassungswahlen, wegen denen wir einen Tag mehr oder weniger Ausgangssperre hatten und dem Denguefieber, das in dieser Zeit gerade umging.
Alles in allem kann ich aber nur ein durchweg positives Fazit aus dem Seminar ziehen. Es war wirklich schön so viele neue nette Leute kennenzulernen, die in diesem Jahr ziemlich ähnliche Erfahrungen sammeln wie man selbst. Das obligatorische Bierchen am Abend hat dem ganzen immer einen schönen Abschluss gegeben.
Aber nun zu unserer Reise, auf die wir während dem ganzen Seminar voller Erwartung gespannt vorausgeschaut hatten:

26.01 - 28.01
Unsere erste Station war La Paz, die wir glücklicherweise bequem per Flugzeug erreichten. Die Hinfahrt nach Santa Cruz hatte uns ein wenig abgeschreckt schon wieder mit dem Bus zu fahren und womöglich, da grad Regenzeit war, noch im Matsch stecken zu bleiben. So kamen wir nach einem ca. eineinhalb stündigen Flug ohne jegliche Kontrollen beim Check-in auf einem der höchstgelegenen Flugplätze der Welt in El Alto auf der Hochebene von La Paz an.
Wenn ich in der ersten Person Plural rede, dann meine ich Daniel, Benedikt, Inés, die wir auf der Fahrt zum Seminar kennengelernt hatten, und meine Wenigkeit.
Schnurstracks hatten wir uns zuerst einmal auf die Suche nach einem schönen Hostal gemacht, das wir aber aufgrund seines äußerst schäbigen Zustands am nächsten Tag schon wieder gegen ein schöneres eingetauscht haben.

Nachdem wir am Vorabend nicht mehr viel gemacht haben, haben wir uns am darauffolgenden Tag ein Taxi geschnappt und sind ins Valle de la Luna. Wie der Name schon verrät, für die die ein bisschen Spanisch können, verbirgt sich dahinter eine mondähnliche Landschaft, von der ich leider nicht weiss, wie sie entstanden ist.

Danach haben wir einen Aussichtsberg in der Stadt bestiegen, von wo aus wir einen wunderbaren Blick in alle Richtungen der Stadt hatten. Leider konnte man in einem Foto nicht annähernd bannen, wie sich die schier unendlich vielen Häuser die Bergtäler hinaufwinden.


Am nächsten Tag trafen wir uns mit Fidel, einem Freiwilligen aus La Paz, den wir ein paar Tage zuvor auf dem Seminar in Santa Cruz kennengelernt hatten. Er wohnt in einer 15er WG, unser erstes Ziel an diesem Abend. Zusammen mit einigen seiner Mitbewohner, alles Freiwillige, von denen wir ebenfalls zuvor schon einige auf dem Seminar kennenlernen durften, aßen wir zusammen zu Abend. Danach sind wir in eine Kneipe, namens Reinecke Fuchs, gegangen um uns ein deutsches Bierchen zu gönnen und den gemeinsamen letzten Tag in La Paz abzurunden.

29.01 - 30.01
Denn am nächsten Tag sollte es schon weiter nach Copacabana an den Titicacasee gehn. Nach einer ca. 3-stündigen Fahrt und dem Übersetzen unseres Busses über den Titicacasee per Floß, kamen wir in dem kleinen verschlafenen Touristenörtchen an.

Unter Zeitdruck haben wir uns direkt auf den Weg zum Steg gemacht um noch möglichst das nächste Boot auf die Isla de Sol zu bekommen. Dort, wo die Ursprünge der Inka gewesen sein sollen, wollten wir uns einen kleinen Aufenthalt gönnen um die Schönheit des Titicacasees zu bewundern. Doch der Nachmittagstrip war eher ein Reinfall. Von 4 Stunden Ausflug, waren 3 Stunden Fahrt mit dem Boot und nicht einmal eine ganze Stunde Aufenthalt auf der Insel, in der wir es gerade mal geschafft haben 200m den Berg hochzusteigen, bevor wir schon wieder umkehren mussten. Auf der Rückfahrt erwartete uns aber eine Überraschung. Als wir an der nächsten Insel halt machten, stand plötzlich Lenka vor uns. Lenka kennen wir über unseren Mitbewohner Ben und sie arbeitet ebenfalls als Freiwillige in Santiago. Die Welt ist eben doch klein.


30.01
Am nächsten Tag ging es ohne Inés, die wieder nach Santiago zurückgegangen war, und frisch gestärkt durch eine wirklich leckere Pizza aus nem Rastafari-Schuppen, weiter nach Puno.

Dort erwartete uns nur ein kurzer Aufenthalt von ein paar Stunden. Doch wir nutzten die Zeit um die Islas Flotantes (schwimmende Inseln) vor Puno auf dem Titicacasee zu besuchen. So unglaublich es sich anhört, es ist wahr. Nachfahren der Inka haben mittels einer besonderen Technik auf dem See schwimmende Inseln aus Erde und Schilf gebaut, wo sie in einer eigenen Gemeinde, mit Präsidenten und Bürgermeistern, Schulen und Kindergärten, unabhängig von der Landbevölkerung und ohne Steuern zu zahlen, leben. So konnten sie auch als einziges Volk zur Zeit der Kolonialisierung (über)leben ohne von den Spaniern erobert zu werden. Es war ein wirklich interessanter Besuch. Zu sehen wie hier die Menschen noch ohne jeglichen Fortschritt leben.

31.01 - 02.02
Am gleichen Abend ging es dann mit dem üblichen Transportmedium Bus weiter nach Cusco, der Hochburg der Inka. Nach einer extrem anstrengenden und nicht enden wollenden Nachtfahrt, mit schreienden Peruanerinnen und einem stark alkoholisierten Fahrgast, kamen wir irgendwann am frühen morgen in Cusco an. Zum Glück fanden wir ein Hostal, das uns die schon längst angebrochene Nacht nicht mehr anrechnete und so konnten wir noch ein paar Stündchen in einem warmen Bett verbringen. Danach ging es auch schon gleich los auf eine Stadtrundfahrt.

Zusammen mit einem Guide und einer kleinen Reisegruppe haben wir in 4 Stunden die Stadt und diverse Inkaruinen ausserhalb erkundschaftet. Abends schlossen wir den anstrengenden Tag bei einem preiswerten, aber guten Menü und einem Bierchen mit Blick auf den Plaza de Armas von Cusco.

Der darauffolgende Tag war ziemlich ähnlich geplant. Da wir schon von Santa Cruz aus einen Zug nach Aguas Calientes, welches unterhalb von Maccu Picchu liegt, reserviert hatten um zu vermeiden vor ausgebuchten Zügen zu stehen, mussten wir am Sonntagabend (01.02) in Ollantaytambo an der Bahnstation stehen. Deshalb machten wir am Sonntag eine Tour, die da anschloss, wo wir am Vorabend aufgehört hatten. So setzten wir unsere Besichtigung von Inkabauwerken und -ruinen fort bis wir am Abend im Valle Sagrado (Heiliges Tal) in Ollantaytambo ankamen.


Nach einer kleinen Verschnaufpause ging es von dort aus direkt weiter nach Maccu Picchu Pueblo bzw. Aguas Calientes, wo wir uns auf die Suche nach unserem Hostal machten. Vor dem Schlafengehen trafen wir uns noch mit unserem Guide, der uns letzte Anweisungen gab, und mit dem wir am nächsten Tag Maccu Picchu erkunden wollten. Nach einer ziemlich kurzen Nacht sprangen wir um 4 Uhr früh schon wieder aus den Federn. Es hieß Bustickets kaufen und zum Highlight unserer Reise hinaufzufahren...



Trotz des Tourismus und der ganzen Abzocke muss ich sagen, war es doch ein erhabener Moment in dieser Inkastadt Maccu Picchu zu stehen. Wir verbrachten ein paar unvergessliche Stunden in den Ruinen und versuchten uns das bunte Treiben der längst verstorbenen Bevölkerung, die hier einst lebte, vor unser inneres Auge zu führen. Vor allem fasziniert aber hat mich die Umgebung, in der die Stadt gebaut wurde. Maccu Picchu auf einem Berg gelegen, umgeben von Flusstälern, inmitten von anderen Bergen mit grüner üppiger Vegetation. Ein wahrhaft unvergesslicher Anblick. Es hat sich gelohnt!


Noch am selben Abend kamen wir erschöpft und ausgepowert wieder in Cusco an. Am nächsten Morgen ging es auf zu unserer letzten Station in Peru, nach Arequipa.

03.02 - 07.02
In Arequipa mussten wir uns vorläufig erst einmal trennen. Grund war unter anderem, dass Benni sich mit einem Freund in Mollendo, einem Nachbarort von Arequipa, treffen wollte und Daniel und ich aus gesundheitlichen Gründen vorerst in Arequipa geblieben sind. Sogleich in Arequipa angekommen, mussten wir Daniel nämlich, wegen seinem gesundheitlich sehr angeschlagenen und bedenklichen Zustand und aufgrund eines schweren Sonnenbrands im Gesicht als Folge eines zu ausgiebigen Sonnenbads auf Wayna Picchu, erst einmal zum Arzt bringen. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass das Ganze wieder mit ein bisschen Antibiotikum innerhalb von ein paar Tagen behoben werden konnte. Irgendwie war aber die Luft raus mit unserem Reisefieber. Nur Benni war nicht zu stoppen und so sitzt er, während ich hier den Eintrag schreibe, vielleicht noch mit Freunden in Lima, Peru. Daniel und ich haben uns in Arequipa noch mit Freunden, die wir auf dem Seminar in Santa Cruz kennengelernt hatten, getroffen, bevor wir dann am Samstag, den 07.02, frühzeitig wieder die Heimreise nach Santiago angetreten haben.

Leute, ich bin echt froh wieder "zu Hause" zu sein. Auf der Reise hat es mich schon schockiert noch einmal zu sehen, wie arm Bolivien und Peru schon allein im Gegensatz zu Chile sind. Ich habe nun echt Respekt vor den Leuten, die ihr Auslandsjahr in einem dieser beiden Länder machen. Für mich wäre das wahrscheinlich nichts. Ohne richtiges Essen hatte ich desöfteren auch wirklich Heimweh nach Deutschland. Versteht mich nicht falsch, natürlich nicht nur nach dem Essen, auch nach euch, nach den Menschen. Aber ihr kennt mich ja, und Essen macht bei mir einen grossen Teil meines Heimatgefühls aus. ;)
Aber jetzt bin ich ja wieder in der Zivilisation und ab nächste Woche geht wieder der Alltag los.
Bis zum nächsten Mal!

un abrazo grande
Bruce